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  • AutorenbildFriedmar Süßmuth

Ziele sollten erreichbar sein?


Man sagt ja immer jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Begann die Reise nun mit dem Schritt Richtung Russland oder wurden in Cottbus die Zähler auf null gesetzt, wen interessiert das irgendwann noch.

Fast exakt 4000 Km benötigt man, will man Armeniens Hauptstadt Jerewan mit dem Auto über die Türkei erreichen. Tschechien, Slowakei, Ungarn,Rumänien, Bulgarien und die geglückte Grenzüberquerung in die Türkei, da wähnte ich mich dem Ziel ganz nah. Wobei jede Grenze ihr eigenes Gesicht hat. An der verschlafenen estnischen-russischen Grenze handhabt Towarisch Derewnie das ganz einfach. Jedes Auto eine Stunde und alles bleibt in einer Schlange, so ist man es von jeher gewohnt, so hat es sich bewährt und so bleibt es. Wen interessiert es da, dass die Temperaturen unter null Grad sind, meine dicke Jacke ist eingegraben im Gerümpel des Laderaumes und vor mir steht ja nur eine überschaubare Schlange von 10 Autos. Von Rumänien nach Bulgarien geht es schon etwas schneller. Wer sich erst einmal an 14 km LKW Rückstau im Gegenverkehr vorbeigemogelt hat, steht vor 2 geordneten Schlangen, die sich kontinuierlich im Schneckentempo vorwärts bewegen. Vorbei an der ersten Bude, ein Schrei, ein Schimpfen und quietschende Reifen, da habe ich wohl etwas übersehen. "Nix Autobahn", dass muss ich mir jetzt gefallen lassen, aber das geht auch vorbei. Und am letzten Häuschen verlangt man noch 6 Euro Kurtaxe und wünscht mir einen schönen Aufenthalt am Strand, mitten in der Einöde. Vorbei an Jena und so was wie Armenien komme ich mir wie im falschen Film vor.



Und dann die Grenze Bulgarien-Türkei 4 Spuren um Ein Uhr morgens geöffnet, 3 Häuschen in jeder Spur und zwischen durch ist die Bordsteinkante immer wieder unterbrochen, links, rechts und Gas. Hier ist Autobahn, und dass ist nur ein Vorgeschmack dessen, was einem auf der türkischen Autobahn erwartet. Finale Gepäckkontrolle anschließend, ein Beamter hechtet von Auto zu Auto und gibt mittels Smartphone die KFZ Kennzeichen zur Ausfahrt frei. Ich habe wieder mal Glück, er zeigt nach rechts zu einer Halle ,,Bagage Kontrolle" oder irgend sowas.

Also reinfahren auspacken und warten. Nach gründlicher Kontrolle, ungläubigem Kopfschütteln und versichern, dass ich das Gerümpel auch wirklich nach Armenien befördere, höre ich im Komandoton "fast load an go". Blitzschnell, in der Nacht um Eins, sehe ich zu, dass ich verschwinde, nur noch ein kleines Stück Türkei, nach zwei Tagen und der Tag ist noch nicht rum.

Der Abstand zwischen der Grenze und dem Schlafplatz muss 100 km entfernt liegen, hinter einer Tankstelle und beleuchtet, erzählt ein Familienvater, sicher ist sicher wird mir auf den Weg gegeben, als wir fast eine Stunde plauderten, während die Kinder Hundewelpen eines türkischen Händlers streicheln. Freitag Nachmittag nach Schulschluss sind sie in Bremerhaven gestartet, und ich dachte ich wäre schnell.

Die Nacht war kurz und das letzte Stückchen Türkei will bezwungen werden. Und siehe da, wie eine Fatamorgana, eine riesige Brücke, der kontinental Sprung ist etwas unspektakulär, aber muss doch mit einem kleinen Frühstück würdig begangen werden.



Die Autobahnen in der Türkei sind einfach zu fahren, auf einer Spur bleiben, keine Rücksicht ist hier Rücksicht und wer langsam ist fährt in der Mitte, so hat sich das bewährt und so wird es gemacht. Das kurze Stück Türkei benötigt noch eine Nacht und fast die Hälfte der Gesamtstrecke.

Wer hätte das gedacht? Google Maps!

Und so schleppe ich mich dahin zwei Tage lang Türkei. Das schwierige von der Türkei nach Georgien zu kommen, ist nicht die Überquerung des Grenzübergangs, sondern ihn erst einmal zu finden. Und wieder Grenzbeamten, die in der Schule aufgepasst haben, zwei Fahrräder und eine Person, dass stellt Fragen, jede Ecke wird kontrolliert und verpflichtend vor der Weiterfahrt ein Pullover angezogen, ja Mutti denke ich mir. Das ein neuer Grenzübergang noch keine Straßenanbindung hat und durch einen Feldweg erschlossen ist, ist hier nicht verwunderlich, aber dass der Zustand 25 km anhält, kostet mich eine Stunde und so ist es weit nach Mitternacht, als ich nach fast 4 Tagen die armenische Grenze erreiche. Und wieder Rechenaufgabe, zwei Fahrräder - einen Fahrer= verschärfte Kontrolle und diesmal läuft alles zusammen und findet es noch lustig, fast wollte ich mit Angela drohen, die sagte wenn es Probleme gibt, ruf mich bitte an, aber man hat es wohl geahnt und ein paar Sachen für Flüchtlinge und gebrauchte Kinderbücher haben noch keinen Schaden angerichtet. Weg frei, auf nach Jerewan. Plötzlich keiner weiß so richtig wo er herkam, steht da ein junger Mann mit Rucksack, warum nicht mitnehmen und so werden die über 3 Stunden Fahrt bis Jerewan die kürzesten 3 Stunden der Fahrt. Weltpolitik, Armenien, Maschinen und Autos, Haybert aus Jerewan, geboren als Armenier im Iran, er ist irgendwie genau das, was mir nach vier Tagen

Einsamkeit gefehlt hat. Danke! Und so schlängeln wir uns langsam dahin, an Gyumri vorbei, Richtung Jerewan.








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